Brennender Tanklaster in Tettnang. Zum Glück nur ein Übungsszenario...
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Planübungen helfen, Führungskräfte der Feuerwehr zu schulen

 

Tettnang an einem Werktag, irgendwann im Sommer:

Ein mit Kraftstoff beladener, beschädigter Tanklaster mit etwa 30.000 Liter Benzin gerät aus bisher unbekannten Gründen in Brand. Der brennende Kraftstoff beginnt bereits aus dem Tankwagen auszulaufen. Der Fahrer konnte sich selbst retten, doch in der näheren Umgebung befinden sich Wohnhäuser aber auch Abwasserschächte. Die Situation ist heikel. Wenn keine schnelle und effektive Hilfe kommt droht die Situation schlimme Ausmaße anzunehmen. 

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Doch glücklicherweise handelt es sich hier nur um ein Planübungsszenario im Schulungsraum der Feuerwehr Tettnang:

Immer neue Lagen möglich

Manuel Rauscher und Benjamin Döpke sind Zugführer in der Abteilung Tettnang und üben hier unter strengsten Hygienemaßnahmen anhand von detailliert und liebevoll gebauten Planübungsplatten verschiedene Einsatzszenarien. 

Die Planübung im Maßstab H0 bzw. 1:87 besteht aus vier quadratischen Holzplatten, die in vielen Stunden Arbeit von den Feuerwehren Eriskirch, Kressbronn und Tettnang aufgebaut wurden. Wie in einer gewöhnlichen Stadt wurden hier Wohngebiete, Innenstadtteile oder Industriegebiete nachgebildet. Dabei können die Platten einzeln oder aneinandergesetzt miteinander verbunden genutzt werden.

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Selbst Kleinigkeiten wie eine auf dem Balkon stehende Person oder ein Sandkasten im Vorgarten eines Wohnhauses wurden integriert. Dabei haben diese vermeintlichen verliebten Details einen wichtigen Hintergrund, denn in der Realität liefern oft kleine Details Hinweise darauf, ob in dem Gebäude, in dem es brennt, beispielsweise eine Familie wohnt. Die aufmerksame Erkundung ist Bestandteil eines gelungenen Einsatzes.

Bedeutung für den echten Einsatz

Doch zurück zu den beiden Führungskräften: Dabei liegt für sie das Hauptaugenmerk darauf, wie die fiktiven Einsatzszenarien im Ernstfall aus taktischer Sicht angegangen werden können. Es spielen Themen wie die sorgfältige Erkundung der Lage und Umgebung, Einsatztaktik, Fahrzeugaufstellung oder beispielsweise die weitere Alarmierung von (Spezial)kräften und Einsatzmitteln eine Rolle. Es müssen Entscheidungen getroffen und Maßnahmen an die Gruppenführer mit ihren Mannschaften und Fahrzeugen delegiert werden.

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"Wir können hier verschiedene Einsätze durchspielen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Egal ob es sich um Technische Hilfeleistung oder Brandeinsätze handelt. Dabei können wir natürlich auch den Schwierigkeitsgrad und die Komplexität der Einsätze selber bestimmen. Unser Ziel ist es, dass wir unsere Führungskräfte, also Gruppen- und Zugführer, regelmäßig schulen", so Rauscher, welcher selbst zwei Planübungsplatten in vielen, vielen Stunden Arbeit erstellt hat. "Unsere Planübungsplatten haben natürlich auch eine gewisse Parallelen zu Tettnang. Wir versuchen schon auf lokale Gegebenheiten, wie zum Beispiel die beengte Innenstadt einzugehen. Außerdem sind die Modell-Feuerwehrfahrzeuge ähnlich zu unseren Einsatzmitteln".

Benjamin Döpke, der sich gerade Gedanken über das zweite Szenario (Traktor gegen PKW) macht, sieht die Planübung auch als Vorteil: "Für uns ist es natürlich hilfreich wenn wir uns gegenseitig austauschen, was es in den Situationen zu beachten gilt oder wie man die Lage hätte anders lösen können. Bei der Feuerwehr braucht man nämlich auch immer einen Plan B in der Tasche!"

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Auch andere Feuerwehren profitieren

Im übrigen steht die Planübung auch für alle anderen Feuerwehren zur Verfügung: Mit einer Videokamera kann dabei das Szenario auf eine Leinwand übertragen werden, sodass in der Vergangenheit in einer Zeit ohne Corona bereits mehrere Feuerwehren aus dem Bodenseekreis gemeinsam über die Einsatzlagen diskutieren und voneinander lernen konnten.

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